Bei Hartmann gehen Handwerk, Tradition und Innovation in die nächste Generation
Von der Großstadt Düsseldorf ins münsterländische Beelen, von der Strategieberatung in die Möbelfertigung – Katharina Hartmann hat sich für ein anderes Leben und einen neuen Job entschieden. Seit kurzem führt sie die Massivholzmanufaktur, die ihr Urgroßvater 1911 als Tischlerei gründete, in die nächste Generation. Man spürt die Begeisterung, wenn sie vom Familienunternehmen, den Herausforderungen der Branche und ihren Einstieg ins Führungsteam spricht. Wir haben sie gefragt, welche neuen Impulse sie den Hartmann Möbelwerken, die sie gemeinsam mit ihrem Vater Bernhard und Holger Hanhardt leitet, geben möchte, inwiefern Wohnen weiblich ist und was sie am Thema „Massivholz“ fasziniert.
Wie fühlt es sich an, in so jungen Jahren schon in der Geschäftsführung der Hartmann Möbelwerke zu stehen?
Für mich fühlt es sich an, wie nach Hause zu kommen. Ich bin schon als Kind durch die Hallen am Stammsitz in Beelen geflitzt. Zu Schulzeiten jobbte ich in den Ferien dort, schnupperte in verschiedene Abteilungen und lernte nach und nach unsere Mitarbeitenden kennen. Viele gehören seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten zur Firmenfamilie. Man spürt eine Vertrautheit, empfindet Verantwortung füreinander und hält zusammen. Nachdem ich sieben Jahre lang in anderen Unternehmen tätig war, übernahm ich vor drei Jahre die kaufmännische Leitung. Seit Januar 2024 gehöre ich nun zum Team der Geschäftsführung und freue mich, neue Akzente mit einbringen zu können.
Als Ihr Vater das Unternehmen in den 1980er Jahren von seinem Vater übernahm, drehte er das Sortiment auf links. Denken Sie ähnlich radikal?
Glücklicherweise ist die Situation heute eine völlig andere als damals. Als mein Vater einstieg, standen die Hartmann Möbelwerke für verschnörkelte Stilmöbel, die zwar von großer Handwerkskunst zeugten, aber mit modernem Wohnen wenig zu tun hatten. Daher krempelte mein Vater das Sortiment komplett um. Heute sind wir mit Massivholzmöbeln erfolgreich, die das Beste aus dem natürlichen Werkstoff herauskitzeln und gleichzeitig innovative Wege beschreiten. Unser Programm YONNA etwa versteckt Massivholz unter weißem Lack und kombiniert die schlichten Fronten mit Paneelen aus sandgestrahlten Eichenholzlamellen. Der Mix macht die Faszination des Möbels aus. Ich habe also das Glück, auf ein attraktives Sortiment, hervorragende Handwerkskunst und einen großen Ideenreichtum innerhalb des Unternehmens aufbauen zu können.
Welche Impulse möchten Sie setzen und wie stehen Sie zu der Behauptung „Wohnen ist weiblich“?
Die Kaufentscheidung für ein Möbelstück wird tatsächlich häufig von Frauen getroffen. Bevor ein Möbel im Laden bestellt wird, sind die Interessentinnen in Zeitschriften und online auf der Suche nach Inspiration. Emotionen spielen dabei eine immer größere Rolle. Daher bin ich der Überzeugung, dass wir unseren Kunden und Kundinnen im Netz und auf neuen Kanälen noch viel mehr Insights und Infos über unsere nachhaltige Produktion, über die Entstehung der Möbel und über die Menschen, die sie machen, bieten sollten. Denn wenn man die Geschichten und die Gesichter hinter den Lowboards, Highboards und Garderoben kennt, entwickelt man ein Gefühl für den Wert der Möbel. Im besten Fall verliebt man sich in ein Möbelprogramm, lässt sich im Handel beraten und kauft einen Freund fürs Leben.
Sie sprachen von der nachhaltigen Produktion. Wie wichtig ist dieser Aspekt für die Zukunft des Unternehmens?
Die Hartmann Möbelwerke gewannen jüngst den 16. Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Möbel und Einrichtung“. Die Auszeichnung ist das Ergebnis eines langjährigen und vielschichtigen Prozesses, den wir in Beelen mit Nachdruck vorantreiben. 0,00 Tonnen CO2 direkte Treibhausgasemissionen, 0 Prozent fossile Brennstoffe, 9.000 Solarmodule, 960 Tonnen CO2 gespart durch verheizte Holzreste und 7.000 gepflanzte Bäume pro Jahr – das sind nur einige Fakten unserer Nachhaltigkeitsstrategie, die die Basis für den Gewinn des Preises sind. Die Auszeichnung bedeutet uns sehr viel, da sie unseren eingeschlagenen Weg und den Mut aller Mitarbeitenden wertschätzt. Diesen Weg werden wir auch in Zukunft mit aller Kraft voranschreiten. Wir wollen Vorreiter sein im Umgang mit den Ressourcen, der Umwelt und den Menschen, die für uns und mit uns arbeiten.
Wie sind Sie selbst eingerichtet? Wohnen Sie mit Massivholzmöbeln?
Vor nicht allzu langer Zeit durfte ich mit meinem Lebensgefährten unsere Neubauwohnung in Münster beziehen. Beim Einrichten habe ich mich davon leiten lassen, wie ich mich fühle möchte, wenn ich nach Hause komme. Weißnuancen durften einziehen, weil sie für Klarheit und Leichtigkeit stehen, helle Hölzer und erdige Töne, weil sie Geborgenheit schenken. Massivholz ist Teil meiner DNA. Schließe ich die Haustür auf, begrüßen mich Garderobenelemente der Möbelserie YONNA. Beim Einrichten geht der Trend zu hochwertigen Einzelmöbeln, die miteinander harmonieren und in verschiedenen Räumen aufeinander Bezug nehmen. Daher hat sich auch ein Highboard der YONNA-Serie in meinem Wohnzimmer eingenistet. Für mich bedeutet das im besten Sinne Heimat – und ich fühle mich sowohl in der Produktion in Beelen als auch in meiner Wohnung in Münster aufs Herzlichste willkommen.